Geburtstag und Namenstag

Geburtstag und Namenstag
Geburtstag und Namenstag
 
Einen Geburtstag feierten schon die alten Ägypter, allerdings den der Götter. Die Griechen und Römer begingen ebenfalls den Geburtstag von Göttern wie auch den von Städten und Tempeln. Es gab jedoch auch schon die Feier des privaten Geburtstags. Im Mittelalter ebenfalls bekannt, aber bis ins 19. Jahrhundert nur vereinzelt in höheren Gesellschaftsschichten gefeiert, kamen Geburtstagsfeiern erst seitdem auf und erhielten zunehmend Populärität. In katholischen Gegenden wurde das Fest des Geburtstags nach der Reformation immer mehr vom Fest des Namenspatrons, dem Namenstag, verdrängt. Während der Namenstag einem traditionellen, zyklischen Zeitdenken entspricht, ist die Feier des Geburtstags, das Zählen der Lebensjahre, Ausdruck eines modernen, linearen Zeitverständnisses.
 
 Der Geburtstag
 
Geschichte des Geburtstags in nichteuropäischen Ländern
 
Die Feier privater Geburtstage kannte man im Alten Orient nicht, für Ägypten gilt sie als unsicher. Allerdings wurden in Ägypten die Geburtstage der Götter - meistens in deren Tempeln - mit Feiern begangen. In Indien kannte man ebenfalls Geburtstagsfeiern von Göttern und von Königen.
 
In China gab es schon früh private Geburtstagsfeiern, an denen meist aber nur die männlichen Verwandten teilnehmen durften. Seit der Zeit der Tang-Dynastie (618-907) gab es offizielle Feiern der Geburtstage des Kaisers sowie von Buddha und Laozi, wofür die Beamten zwischen einem und drei Tagen dienstfrei bekamen. In Japan wurde die Geburt eines Kindes gleich mehrfach gefeiert. Vor der Feier des ersten Geburtstags wurde bei einem Mädchen die Geburt am 3. März und bei einem Jungen am 5. Mai gefeiert; beide Feiern haben sich als »Mädchenfest« (Hina-matsuri) und »Knabenfest« (Kodomo no hi) und staatliche Feiertage erhalten. Zudem gab es dann die Feier des »ersten Essens«, die 100 Tage nach der Geburt abgehalten wurde. Zum ersten Geburtstag selbst wurde ein Ritual vollzogen, das sich auf das Laufenlernen des Kindes bezieht. Als Kinderfest erhalten hat sich das Fest der drei-, fünf- und siebenjährigen Kinder am 15. November (Shichi-go-san).
 
In Amerika kannten die Menschen zwar keine Feier des Geburtstags; es wurden aber bei einigen Völkern die Geburtsdaten als Personenname oder als ein Teil dieses Namens verwendet.
 
Geschichte des Geburtstags in Europa
 
Griechenland: In der griechischen Antike kannte man die Feier des privaten Geburtstags anscheinend bereits seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. Dazu kam später ein Fest, das jeden Monat gefeiert wurde und an den persönlichen Schutzgeist gerichtet war (Agathos Daimon). Der Geburtstag wurde mit einem Festessen gefeiert, zudem gab es Geschenke. Außerdem feierte man in Griechenland die Geburtstage der Götter und die von bedeutenden Persönlichkeiten.
 
Rom:
 
In Rom ist eine solche Feier schon seit der Frühzeit belegbar. Ursprünglich richtete sich die Geburtstagsfeier an die Lebensbegleiter von Mann und Frau. Das war beim Mann der Gott Genius, bei der Frau war es die Göttin Juno. Für den Genius wurde zum Fest ein Altar errichtet, der aus Rasenstücken bestand, außerdem spendete man ihm Opfergaben wie zum Beispiel Wein, Kuchen, Getreide und Weihrauch. In Rom - wie in Griechenland - gab es auch nach dem Tod eines Menschen weiterhin eine Feier an seinem Geburtstag, um an ihn zu erinnern. Zudem feierten die Römer auch Geburtstage von Gebäuden, politischen Einheiten und Führungspersonen.
 
Der Geburtstag als kirchliches Fest
 
Die Kirche zögerte, die Sitte der Geburtstagsfeier aufzunehmen. Lange Zeit hatten sich die maßgebenden Kirchenväter dagegen gesperrt (Origenes). Im 4./5. Jahrhundert wurde diese Einstellung dann aber korrigiert. So ist seit dem 4. Jahrhundert die Feier des Geburtstags Johannes' des Täufers und seit dem 8. Jahrhundert des Geburtstags Marias belegt. Die Feier des Geburtstags Christi, das Weihnachtsfest, gibt es schon seit 354; 1570 kam es unter Pius V. zu einer Reform des Missale Romanum, des Messbuchs mit den zeremoniellen Anweisungen, den Gebetstexten, Lesungen und Gesängen für die Eucharistiefeier. Seither kennt die katholische Liturgie die Feier des Todestages - als Dies natalis (Geburtstag) für den Himmel - der Heiligen und Märtyrer. Seit der Reformationszeit kam es vor allem in katholischen Gegenden zu einer Verdrängung der Feier des persönlichen Geburtstags durch die Feier des Namenstags, also des Tages, an dem der Namenspatron seinen »Dies natalis« hat. Im Bereich des Protestantismus ist dagegen der Geburtstag allgemeine Sitte.
 
 Der Namenstag
 
War bis ins hohe Mittelalter den Gläubigen der abendländischen Kirche ihre Namenswahl freigestellt, so kam seit dem 13. Jahrhundert das Heiligenpatronat auch als Namenspatronat immer stärker auf. Dieses setzte sich endgültig in der Reformationszeit durch, als die katholische Kirche einen Standpunkt gegen die Ablehnung der Heiligenverehrung beziehen musste, die von den Reformatoren geäußert worden war. So gab es 1566 im Catechismus Romanus und 1614 im Rituale Romanum - dem liturgischen Buch der römisch-katholischen Kirche, das die Ordnungen für alle Gottesdienste außer der Messe enthält - die Empfehlung, den Täuflingen Namen der Heiligen zu geben. Hier bot es sich für die Kirche an, den im Spätmittelalter aufgekommenen Brauch zu fördern, den Gedenktag des Namenspatrons jährlich mit einem Fest zu begehen.
 
 
Im Volksglauben gilt der Geburtstag als persönlicher Glückstag. Alle Zahlen, deren Quersumme dem Geburtstag gleicht, werden als die Glückszahlen des betreffenden Menschen angesehen. In einer speziellen Zuordnung ergeben sich auch aus dem Tierkreiszeichen zum Zeitpunkt der Geburt persönliche Glückszahlen.

Universal-Lexikon. 2012.

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